Wohl jeder Hunde- und Katzenbesitzer hat schon einmal Zecken auf seinem Vierbeiner entdeckt oder sogar am eigenen Leib Bekanntschaft mit Ihnen gemacht. Galten sie früher als lästige Schmarotzer, so werden sie heute als „die gefährlichsten Tiere in Deutschland" bezeichnet. Schuld daran sind nicht die Zecken selber, sondern die Krankheitserreger, die sie beim Blutsaugen übertragen können und zwar mehr Erreger als jede andere Parasitenart. Oft entzünden sich auch die Stellen, wo Zecken Blut gesaugt haben, weil Bakterien in die offene Wunde eindringen.
Die durch Zecken übertragenen Krankheitserreger können sowohl Hund als auch Katze gefährlich werden, und in manchen Fällen erkranken auch Menschen an den Infektionen. In vielen Fällen übertragen Zecken die Infektionserreger auf ihre Nachkommen.
Zecken sind keine Insekten, sondern Spinnentiere, wie man anhand ihrer 8 Beine erkennen kann. Weltweit gibt es Schätzungen zufolge rund 800 verschiedene Zeckenarten. Die drei wichtigsten Arten in Mittel- und Südeuropa sind der Holzbock, die Auwaldzecke und die Braune Hundezecke, die allesamt zur Gruppe der Schildzecken gehören.
Im Allgemeinen bevorzugen Zecken schattige und feuchte Orte. Dagegen meiden sie Trockenheit, große Hitze und direkte Sonneneinstrahlung. Sie finden sich in freier Natur vor allem auf
naturbelassenen Wiesen und Sträuchern, im Unterholz von Waldgebieten und oft auch in Feuchtgebieten nahe Gewässern. Daher haben Zecken im Zuge der Rekultivierung von Landschaften und der
Einrichtung von Naturschutzgebieten viele neue Siedungsplätze gefunden. Die Vermehrung der Wildtiere in den letzten Jahren hat den Zecken zudem ein reiches Nahrungsangebot beschert.
Zecken leben in Bodennähe, maximal in etwa 1 Meter Höhe. Entgegen einem verbreiteten Vorurteil fallen Zecken nicht von Bäumen!
Die verschiedenen Zeckenarten sind in unterschiedlichen Temperaturbereichen aktiv. Für unsere heimischen Arten, die an ein mäßig-warmes Klima mit Jahreszeiten gewöhnt sind, gilt die Faustregel,
dass sie etwa ab 7°C Außentemperatur aktiv werden.
Die milden Winter der letzten Jahre waren für Zecken vorteilhaft: Weniger Tiere sind in der Winterzeit erfroren, und durch die allgemein gestiegenen Temperaturen waren die Parasiten früher und über eine längere Zeit im Jahr aktiv. Im extrem milden Winter 2006/07 wurde daher bis in den November hinein und wieder ab Februar eine Zeckenaktivität registriert. Diese Tendenz dürfte sich in den nächsten Jahren durch die Klimaerwärmung weiter verstärken.
Bislang haben Forscher noch keine Methode gefunden, Zecken in freier Natur effektiv und nebenwirkungsfrei zu bekämpfen. Daher obliegt es jedem Einzelnen, sich und sein Haustier vor den Parasiten
bestmöglich zu schützen. Durch das Tragen heller Kleidung, die Arme und Beine vollständig bedeckt, können wir Menschen das Risiko eines Zeckenangriffs vermindern. Trotzdem sollte man
Zeckengebiete meiden und sich nach einem Waldspaziergang sorgfältig absuchen.
Für Hund und Katze wurden spezielle Mittel entwickelt, die Zeckenangriffen vorbeugen können. Das Absuchen nach dem Spaziergang und gründliche Entfernen von Zecken ist aber auch bei den Vierbeinern unverzichtbar.
Zecken sind sehr langlebig und wahre Hungerkünstler und können Jahre auf ein passendes Opfer warten. Erwachsene weibliche Zecken können nach dem Blutsaugen noch bis zu zehn Jahre leben, solange
sie keine Eier legen.
Grundsätzlich gilt, dass eine Zecke nicht nur saugt, um sich zu ernähern, sondern auch, um eine neue Entwicklungsstufe zu erreichen:
Aus den Eiern schlüpfen die Larven, die sechs Beine besitzen und mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Für ihre Blutmahlzeit suchen sie sich kleine Nagetiere. Waren sie erfolgreich, dauert es einige Monate, bis sie sich zu den so genannten Nymphen häuten. Diese besitzen acht Beine, können höher klettern als Larven und befallen größere Säugetiere wie Katzen oder Füchse, gelegentlich aber auch den Menschen. Auch Zeckennymphen sind noch so klein, dass man ein festgebissenes Tier kaum von einem Muttermal unterscheiden kann, sondern es eher an der winzigen Erhebung spürt. Bei Tieren mit dichtem Fell ist es fast unmöglich, Nymphen zu identifizieren. Auch Nymphen müssen nur einmal erfolgreich Blut saugen, um sich in das letzte Stadium, die ausgewachsene (adulte) und geschlechtsreife Zecke, zu verwandeln. Adulte Zecken sind etwa stecknadelkopfgroß, wobei die Weibchen deutlich größer sind. Je nach Zeckenart paaren sich Männchen und Weibchen während des Blutsaugens oder danach. Adulte Zecken suchen sich große Säugetiere wie Hunde, Rotwild oder den Menschen. Ein vollgesogenes und befruchtetes Weibchen beginnt sofort mit der Eiablage und produziert 2.000 bis 3.000 Eier. Die männlichen Zecken sterben nach der Begattung, die Weibchen erst nach der Eiablage.
Je nach Zeckenart kann der gesamte Zyklus zwischen einem halben und knapp zwei Jahren betragen. Je wärmer es ist, desto schneller finden die Verwandlungen statt. Eine Klimaerwärmung kann also auch dazu führen, dass Zecken sich schneller vermehren.
Zecken besitzen ein äußerst empfindliches Riechorgan am vordersten Beinpaar (Hallersches Riechorgan). Mit ihm identifizieren sie Schweiß- und andere Geruchsstoffe sowie ausgeatmetes Kohlendioxid
eines geeigneten Säugetieres. Dabei sind sie erstaunlich wählerisch und reagieren z.B. nicht auf einen Blutstropfen, der ihnen angeboten wird. Streift ein Beutetier die Zecke, so hält sich der
Parasit blitzschnell mit seinen Beinen fest und vergräbt sich unter das Fell.
Einmal auf dem Tier angelangt, wandert die Zecke über die Haut und sucht sich eine möglichst unbehaarte, weiche und gut durchblutete Stelle. Mit ihren scherenartigen Beißwerkzeugen schneidet sie die Oberhaut auf und sondern gleichzeitig ein Sekret ab, dass eine Blutgerinnung verhindert und die Wunde betäubt, so dass die Verletzung nicht bemerkt wird. Trotzdem kommt es oft zu starkem Juckreiz. Mit einem Stechrüssel öffnet sie die Blutgefäße vor und saugt das hervorquellende Blut. Obwohl man immer von einem Zeckenbiss spricht, ist es daher eigentlich ein Zeckenstich. Um dabei nicht den Halt zu verlieren, befestigen sie ihre Saugapparatur mit einem Klebstoff in der Wunde.
Ausgewachsene weibliche Zecken können mehrere Milliliter Blut aufnehmen und ihr eigenes Gewicht so um das 200-fache erhöhen. Auch der Zeckenkörper dehnt sich dabei, und adulte vollgesogene Tiere sind bis zu 3 Zentimeter lang. Für den gesamten Saugvorgang benötigen sie mehrere Stunden oder sogar Tage. Dabei filtert der Parasit die nahrhaften Bestandteile aus dem Blut und gibt die ungenutzte Flüssigkeit wieder in den Wirt zurück. Auf diese Weise gelangen Krankheitserreger, die sich in der Zecke befinden, in den Körper ihres Opfers. Im Anschluss fallen die Zecken ab.
Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist die häufigste und bekannteste Zeckenart in Deutschland und Mitteleuropa. Seine Lebenserwartung beträgt etwa 2 bis 3 Jahre. Meist findet
man ihn in landwirtschaftlich nicht genutzten Gebieten. Ausgewachsene Holzböcke greifen Wild, Haustiere und den Menschen an, die entsprechenden Nymphen und Larven suchen nach kleineren
Säugetieren.
Das ausgewachsene Weibchen ist 3 bis 4 Millimeter groß, das Männchen mit 2 bis 3 Millimeter etwas kleiner. Männchen wie Weibchen besitzen acht schwarze Beine und einen braunroten Rücken, der beim Männchen vollständig, beim Weibchen dagegen nur zum Teil durch einen schwarzen Schild bedeckt ist (daher der Name der Oberfamilie „Schildzecken").
Holzböcke übertragen Erreger, die bei Mensch und Hund Infektionserkrankungen wie Borreliose, FSME oder Anaplasmose auslösen. Man schätzt, dass inzwischen etwa 20 Prozent aller Holzböcke in Deutschland Borreliose-Erreger, 1 bis 4 Prozent Anaplasmose-Erregern und in Risikogebieten 1 bis 5 Prozent FSME-Viren in sich tragen.
Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) gehört zur Familie der Buntzecken und hat sich erst in den letzten 20 Jahren in Deutschland ausgebreitet. Sie stammt aus Süd- und Osteuropa. Besonders zahlreich findet man sie in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen, Brandenburg und im Großraum Berlin. Wie der Name verrät, siedelt die Zecke bevorzugt in Feuchtbiotopen wie Wiesen- und Sumpfniederungen. Ihr Entwicklungszyklus dauert etwa 1,5 bis 2,5 Jahre. Ausgewachsene Auwaldzecken befallen Haustiere und Rinder, aber auch Wildsäugetiere. Ihre Larven und Nymphen saugen Blut an Nagetieren und selten auch an Vögeln.
Viele Parasitenmittel, die einen Angriff von Zecken verhindern sollen, haben auf Auwaldzecken nur eine mäßige Wirkung. Falls Sie den Verdacht haben, dass solche Zecken in Ihrer Umgebung vorkommen, fragen Sie Ihren Tierarzt nach geeigneten Abwehrprodukten.
Auwaldzecken sind relativ auffällig: Weibchen (5 bis 6 Millimeter) und Männchen (4 bis 5 Millimeter) sind größer und kompakter als der Holzbock. Beide Geschlechter besitzen hellbraune Beine und einen schwarzen Rücken, der durch ein weißlich-bräunlich marmoriertes Rückenschild überdeckt ist. Wie bei allen Schildzecken, umgibt der Schild bei Männchen den gesamten Rücken, bei den Weibchen nur einen Teil. Im Gegensatz zum Holzbock und den meisten anderen Zecken laufen Auwaldzecken ihren Wirtstieren auch hinterher, warten also nicht passiv auf einen zufälligen Kontakt.
Sie übertragen die Erreger der Babesiose (auch Hunde-Malaria genannt), die für Hunde sehr gefährlich werden kann. Schätzungen zufolge tragen etwa 0,5 Prozent aller Auwaldzecken den Erreger. Daneben können sie auch Bakterien aus der Gruppe der Rickettsien übertragen, die zum Beispiel das Fleckfieber bei Menschen verursachen.
Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) kommt südlich von Zentralfrankreich in allen europäischen Mittelmeerländern vor. Aufgrund der niedrigeren Temperaturen in
Deutschland existiert sie hierzulande nicht in freier Natur, sondern wird meist als unerwünschtes Urlaubsmitbringsel eingeschleppt. Sie kann aber monatelang in beheizten Häusern oder
Hundezwingern leben.
Bei optimaler Umgebung und Temperatur können Braune Hundezecken ihren gesamten Entwicklungszyklus von der Larve über die Nymphe bis zum adulten Tier in nur sechs Monaten vollziehen, im
Allgemeinen benötigen sie aber mindestens ein Jahr. Wie der Name schon andeutet, stellt der Hund den Hauptwirt des Parasiten dar: Alle drei Entwicklungsstadien saugen bei ihm Blut. Katzen werden
nur selten durch die Braune Hundezecke angegriffen.
Braune Hundezecken besitzen hellbraune Beine und einen ovalen dunkelbraunen Körper. Auch der Schild ist braun. Weibchen und Männchen sind mit zwei bis drei Millimeter Länge etwas kleiner als der
Holzbock.
Die wichtigsten Hundekrankheiten, die durch Braune Hundezecken übertragen werden, sind die Ehrlichiose und die Babesiose. Während für letztere die Übertragung durch die Auwaldzecke in Deutschland wesentlich häufiger vorkommt, wird die Ehrlichiose wohl nur durch die Hundezecke
übertragen. Sie ist eine typische Reiseerkrankung; bisher wurde keine Infektion in Deutschland mit dem Erreger bekannt. Auch Menschen können durch den Stich einer Braunen Hundezecke mit Erregern
infiziert werden, etwa mit dem Mittelmeer-Zeckenfleckfieber (Boutonneuse-Fieber).
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